Posted on: 15. August 2012
#Ausstellung #Anthony McCall #Kino #Skulptur #Sekte
Anthony McCall, Five Minute of Pure Sculpture. Photos: Esther Hunziker
Anthony McCall, Five Minute of Pure Sculpture, Hamburger Bahnhof, 2012
Anthony McCall, Five Minute of Pure Sculpture. Photos: Esther Hunziker

Der Besuch im Hamburger Bahnhof zur Ausstellung von Anthony McCall, war wie das Betreten eines Andachtsraumes einer Kirche, irgendeiner neuen Hippisekte. Die Sektenmitglieder lagen am Boden, ausgestreckt auf dem Rücken und starrten konzentriert in das Licht, umrahmt vom Lichtstrahl der Projektion. Was sahen sie da?

Eine noch nicht bekehrte Menschengruppe, mit dicken Fotoapparaten ausgerüstet, suchte das Licht durch den Sucher. Noch nie habe ich an einer Ausstellung soviele Menschen fotografieren sehen wie hier. Es muss die Faszination sein, etwas festzuhalten, das sich ständig ändert, und das mit Händen nicht greifbar ist. Oder ist es vielleicht nur die coole Distanz, die der Fotoapparat zulässt um nicht in die Hände der Sekte zu geraten?

Ich war am letzten Tag der Ausstellung im Hamburger Bahnhof, – gerne hätte ich die die Lichtprojektionen ohne die Massenansammlung von Menschen gesehen. Trotzdem: die neue Arbeit von Anthony McCall ist faszinierend, - einmal mehr vermischt er die Grenzen von Kino, Skulptur und Zeichnung und schafft so neue, beindruckende Raumerlebnisse.


Anthony McCall, Five Minute of Pure Sculpture
Hamburger Bahnhof, Berlin, 20. April - 12. August 2012

«Erstmals werden die Werke des in New York lebenden Künstlers Anthony McCall in einer Einzelausstellung in einem deutschen Museum präsentiert. McCalls einzigartige Lichtprojektionen, die er seit den 1970er Jahren entwickelt hat, existieren an den Grenzen von Kino, Skulptur und Zeichnung: animierte Linien werden in einen dunklen, mit leichtem Dunst gefüllten Raum projiziert, so dass der Betrachter in die Lichtkegel eintreten und ihre Gestalt verändern kann.

Der Hamburger Bahnhof zeigt Werke, an denen McCall nach zwanzigjähriger Schaffenspause ab 2003 zu arbeiten begann. Während die frühen Werke auf 16mm Film gezeigt wurden, sind die jüngeren Arbeiten digitale Projektionen, deren komplexe Formen nur auf dem Computer geschaffen werden können. McCalls horizontale Werke sind erstmals gemeinsam mit seinen neueren vertikalen Arbeiten ausgestellt, die den Ausstellungsraum und den Betrachter in skulpturales Licht tauchen.» – hamburgerbahnhof.de